jdienst

27 July 2019

Manchen Sprechern hört man einfach gerne zu und bei anderen möchte man trotz eines interessanten Themas einfach nur den Raum verlassen. Viele Dinge beim Vortragen kommen mit der Zeit. Darunter fällt für mich die nötige Gelassenheit, eine klarere Ausdrucksweise und ein gewisser Witz. Diese Dinge können aus meiner Erfahrung die wenigstens Sprecher, die noch nicht lange vor Publikum sprechen. Das sieht man eher bei erfahrenen Sprechern mit mehreren Jahren Erfahrung.

In den letzten beiden Jahren war ich auf vielen Konferenzen und habe sehr viele gute Vorträge angehört. Mit der Zeit kristallisiert sich ein Muster heraus, welche Eigenschaften ein guter Vortrag haben muss. Dabei nehme ich den Sprecher erst einmal aus der Gleichung und fokussiere mich auf das Foliendesign, Dinge die Sprecher unbedingt tun sollten unabhängig vom persönlichen Stil und die Struktur eines einprägsamen Vortrags.

Foliendesign

Die Folien sind nicht der Mittelpunkt der Präsentation. Dieser Punkt kann nicht oft genug wiederholt werden. Die Folien sind nicht der Mittelpunkt der Präsentation.

Nachdem das aus der Welt geschafft ist: Folien sind wichtig. Sie sollten den Sprecher aber nur unterstützen und dem Publikum einen Anhaltspunkt darüber geben, über was gerade gesprochen wird. Der größte Teil der Informationen sollte der Sprecher liefern. Sonst wäre er überflüssig.

Ein sehr gutes Beispiel für minimalistische Folien gibt es von Daniel Rietmüller: Clean Code erfolgreich einführen

Wem das Design des obigen Vortrags etwas zu minimalistisch ist, der kann sich auch ein anderes Farbschema aussuchen. Bei codeaffinen Sprechern ist reveal.js gerade sehr beliebt. Jedes einzelne Farbschema ist auf maximale Lesbarkeit ausgelegt und kann durch HTML/CSS/JavaScript eigenhändig erweitert werden.

Zum Abschluss dieses Punktes noch ein gutes Video, in dem die Wirkung von schlechten Folien humorvoll demonstriert wird:

Vortrag

Zum Vortrag selbst gibt es ein paar sinnvolle Tricks, die helfen eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Denn die eigentliche Aufgabe eines Sprechers, ist es ein persönliches Gespräch mit seinem Publikum zu führen und dadurch eine Idee oder Wissen zu vermitteln.

Die Besten schaffen es tatsächlich, dass ich mich direkt angesprochen fühle. Dadurch kommt die Botschaft besser an. Aus meiner Erfahrung als Vortragender waren die Situationen in denen ich am meisten positives Feedback bekommen habe, die in denen ich mich eins mit dem Publikum gefühlt habe (obwohl der Vortrag inhaltliche Mängel hatte ;) ).

Es gibt aus meiner Sicht zwei Kernpunkte, die berücksichtigt werden sollten. Erstens spricht ein guter Sprecher mit jedem einzelnen des Publikums. Dazu ist es wichtig, Augenkontakt aufzubauen und diesen für mindestens einen Gedankengang zu behalten. Dann bekommt der Zuhörer das Gefühl, dass er direkt angesprochen wurde. Eine Mikrokonversation also. Wer es als Sprecher einmal bewusst probiert hat, wird erstaunt sein, wie gut das funktioniert.

Es gibt nur ein Problem. Wie geht man bei großen Räumen vor? Das ist relativ einfach zu bewerkstelligen: Der Raum wird in Sektoren eingeteilt und nacheinander mit der oben beschriebenen Technik abgearbeitet.

Natürlich ist so ein Vorgehen nur möglich, wenn der Vortrag sitzt, was mich zum zweiten Kernpunkt bringt. Ein guter Vortragender weiß, was er vermitteln will. Er kann seinen Vortrag durch mindestens fünfmaliges Üben so gut, dass er dem roten Faden folgen kann ohne nachzudenken. Das verschafft die Freiheit, die gebraucht wird, um die persönliche Verbindung zum Publikum herzustellen!

Der rote Faden

Es gibt viele Möglichkeiten eine Vortrag aufzubauen, über die ich in einem späteren Blog noch schreiben werde. Wichtig bei allen ist ein erkannbarer roter Faden, um den es sich drehen sollte. Das heißt, dass der Bezug zum Grundthema für den Zuhörer erkennbar bleiben sollte. Dabei ist das Abtauchen in etwas weiter entfernte Gedankengänge vollkommen in Ordnung. Es sollte nur vorher gesagt werden, warum das passiert oder in einem AHA-Moment enden, der dem fragenden Publikum eine überraschende Einsicht präsentiert. Letzteres habe ich bis jetzt selten erlebt. Uwe Friedrichsen

Sehr heikel sind in diesem Zusammenhang auch Live-Demos, bei denen mehrere Programme gleichzeitig geöffnet werden. Das Springen zwischen den Fenstern verwirrt oft. IDEs sind meistens an sich schon komplex. Auf der Leinwand alles so schnell zu erfassen, ist als Zuschauer fast unmöglich. Hier ist eine genaue Erläuterung des Vorgehens und aller relevanten Bestandteile wichtig. Hier hilft es ungemein besonders langsam vorzugehen und die Reaktionen des Publikums zu beobachten!

Fazit

Mit einfachen Mitteln, die nichts mit dem persönlichen Stil zu tun haben lässt sich bei Vorträgen viel erreichen. Achtet man bei der Erstellung der Folien auf ein klares minimalistisches Design und stellt den Sprecher in den Vordergrund ist der Grundstein gelegt. Wird dann noch eine persönliche Verbindung mit dem Publikum hergestellt kann die gut eingeübte und mit einem roten Faden durchzogene Präsentation nur gelingen!

Die Präsentation von Kevin Goldsmith ist ein Beispiel für alle Punkte, die ich aufgeführt habe: